Spiele mit Geflüchteten

Kevelaer. 8.6.2016 – Rennen, Toben, Ballspielen – einfach mal Kind sein. Im deutschen Sportunterricht ist das Alltag.

Für den 15-jährigen Hanad (Name geändert.) gilt das nicht. Dafür musste er schon viel zu früh erwachsen werden. Er und seine neun Mitbewohnerinnen und Mitbewohner flüchteten alleine aus Somalia, Guinea und Nigeria über das Mittelmeer nach Italien. Nach einer langen Odyssee landeten sie schließlich im Mehrgenerationenhaus der Caritas in Kevelaer.

Dort wurden bei einem Exkurs auch junge Erwachsene auf sie aufmerksam, die gerade einen Bundesfreiwilligendienst über die Freiwilligen Sozialen Dienste (FSD) im Bistum Münster gGmbH leisten. Während ihrer begleitenden Bildungsseminare in der Jugendbildungsstätte St.-Michael-Turm in Rheurdt festigte sich der Wunsch zum Abschluss des Freiwilligendienstes sich zusätzlich in der Flüchtlingshilfe zu engagieren.

Kurzerhand boten die 23 Freiwilligen den minderjährigen, unbegleiteten Asylbewerbern einen ‚interkulturellen Sporttag‘ an. „Wir wollten einfach mal unsere Spiele zeigen“, erklärte die 18-jährige Corinna Schaffeld aus Haldern. „Die Idee ist im letzten Seminar recht spontan entstanden.“

Umgesetzt wurde sie dann im Rahmen von #gemeinsamzeit, einer Aktion der Youngcaritas-Initiative, bei der er es darum geht, anderen Menschen Zeit zu schenken. Martin Deckers (36), youngcaritas-Projektleiter beim Caritasverband Geldern-Kevelaer e.V. und  Bildungsreferent am St.-Michael-Turm ergänzt:„Die Freiwilligen haben aus eigenem Antrieb ein Programm ausgearbeitet, ohne den Geflüchteten etwas aufzuzwingen.“

Schon bei der Begrüßung merkte man, dass man hier mit komplexen Spieleanleitungen auch nicht weit kommt. „Die geflüchteten Jugendlichen sind erst seit Februar in Kevelaer und lernen gerade erst die deutsche Sprache“, erklärt ihre Betreuerin Stefanie Daams (29) vom Anna-Stift in Goch.  „Aber sie sind wahnsinnig interessiert und wollen alles kennenlernen.“

So brach auch beim Kettenfangen, Frisbee und Schwedenschach schnell das Eis. Akroyoga, eine Mischung aus Yoga und Akrobatik, war besonders für die beiden Afrikanerinnen eine völlig neue Erfahrung und spätestens beim Fußball gab es keine Unterschiede mehr. Das Runde muss ins Eckige – egal in welcher Sprache.

(mlw)